Unsere DXpedition nach Revillagigedo 2007
vom 11. Oktober bis 10. November 2006

Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen, insbesondere von einer DXpediton nach Revillagigedo.

Aber zuvor ein paar Hinweise:
Ein Teil der Photos stammt von Mitgliedern des XF4DL-Teams, ein Teil von mir selbst. Copyright liegt beim Team und bei mir. Die Satellitenphotos sind von Google und als solche erkenntlich.
Mein Bericht ist völlig subjektiv und schildert nur die persönlichen Eindrücke, die ich während der Reise gewonnen habe.

Hier geht die Geschichte los.
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Der Anruf erreichte mich abends um 9 Uhr. Jürgen, DL8LE, rief an und sagte: „Wenn du mit nach Revillagigedo willst, dann muß ich das bis spätestens bis morgen wissen wegen der Dokumente.“ Ich mußte erst einmal schlucken, denn das war ja nun wirklich eine Überraschung. Wir hatten zwar eine halbes Jahr zuvor mal über die Möglichkeit beiläufig gesprochen, wie das eben so läuft mit Was haste vor, ...wo geht’s hin ... ich würd’ ja auch mal gern wieder ... usw., und ich hatte mein Interesse bekundet, aber sooo schnell hatte ich auch nicht damit gerechnet. Ich fragte noch nach ein paar Einzelheiten, insbesondere Kosten- und Zeitaufwand. Da wir Familienmenschen auch gewissen sozialen Zwängen unterliegen, konnte ich unter Hinweis auf meine Frau das Telephonat beenden und Luft holen. Und was soll ich sagen? Nachdem ich meiner Frau die Vorzüge und die besonders günstige Gelegenheit gerade dieser
Unternehmung geschildert hatte, stimmte sie zu meiner zweiten Überraschung an dem Abend zu. Stante pede rief ich bei Jürgen zurück und sagte zu. Am nächsten Tag mailte ich ihm dann noch die erforderlichen Dokumente wie Lizenzurkunde und Kopie des Reisepasses zu, denn jetzt mußte alles sehr schnell gehen. Schließlich mußten in Mexiko namentliche Genehmigungen ausgestellt werden. Schlechten Gewissens informierte ich ein paar Tage später auch noch Walter, DJ6QT, denn ich hatte ihm ja wieder die Teilnahme am CQWW auf Madeira zugesagt. Die folgenden Wochen vergingen mit der Vorbereitung. Wer hatte was und konnte welche Ausrüstungsteile beisteuern.

Revillagigedo? Schon mal gehört?

Wie ein dicker, fetter Pfannkuchen mit ausgefransten Rändern liegen etwa 135 Quadratkilometer Vulkaninsel etwa 435 Meilen westlich von Mexiko im Pazifik. Die Insel heißt Socorro - offizieller Name ist Benito Juarez. Sie gehört zur Inselgruppe Revillagigedo und ist die größte Insel des Archipels. Es ist seit 1994 Biosphärenreservat. Schon seit Jahrzehnten ist die Insel auch Marinebasis mit einem Camp. Ansonsten ist die Insel unbewohnt. Es gibt wilde Schafe, Katzen und eine zahlreiche Vogelarten. Bei Ornithologen ist zumindest die auf der Insel ausgestorbene Socorrotaube (Zenaida graysoni), eine endemische, nur auf der Insel Socorro heimische, Art, bekannt. Unter Wasser leben reichlich Haifische, Riesenmantas und Hammerhaie. Deswegen ist das Archipel auch ein Taucherparadies. Jedoch sind das Anlegen und Betreten ohne Sondergenehmigung der mexikanischen Behörden verboten. Die geographische Lage von Socorro ist etwa 18° 45’ Nord und 111° 00’ West. Die höchste Erhebung ist der Vulkan Everman mit etwa 1130m über NN. Das Klima ist tropisch feucht mit Temperaturen zwischen 23° und 35° Celsius. Die Inselgruppe ist auch Durchzugsgebiet von Hurrikanen. Weitere Informationen zur Geschichte und Geographie der Insel und findet man unter http://www.xf4dl.xedx.org bzw. sonst im Internet.

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Aufgrund der restriktiven Maßnahmen wurde die Insel zum Objekt der Begierde, von hier aus Amateurfunkbetrieb zu machen, denn es gab nur unregelmäßig und nicht sehr systematisch Amateurfunkbetrieb einiger mexikanischer Funkamateure, die Lizenz und Landegenehmigung bekommen konnten. Somit arbeitete sich das Eiland langsam, aber stetig auf einen der vorderen Plätze in der Most-Wanted-Liste vor. Es gab von verschiedenen Seiten zahlreiche Bemühungen, die erforderlichen Genehmigungen für eine DXpedition zu erlangen, die aber meistens vergeblich waren.

Doch steter Tropfen höhlt den Stein. Aufgrund guter Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Behörden gelang es tatsächlich, für eine deutsch-mexikanische Gruppe alle erforderlichen Unterlagen und Genehmigungen für eine DXpedition zu bekommen.

Na ja, die üblichen persönlichen Vorbereitungen waren abgeschlossen, und am 11. Oktober standen zwei große Koffer, Handgepäck mit kompletter Station und Tasche mit zwei Notebooks bereit. Burkhard, DF8XC, stand morgens um 04:15 pünktlich vor der Tür, denn er sollte ja mein Auto von Hannover wieder zurückfahren. Am Bad Eilsener Berg merkte ich, daß das Mobil nicht richtig zog, aber glücklicherweise schafften wir es noch bis zum Flughafen. Große Panne hätte man sich auch nicht leisten können, denn diese Flieger warten nicht. Erst Gepäck einchecken, dann doch den ADAC bestellen! Was danach geschah, bekam ich hinterher mit, denn ich war schon auf dem Wege nach Paris. Also: ADAC kam, der Meister schaute sich den Fall an, ja und dann wurde das Auto huckepack zurück nach Bielefeld transportiert: Diagnose beim Schrauber: Ventil durchgebrannt und Rißbildungen im Zylinderkopf. Reparatur 2200 Euro. Super, das hatte noch gefehlt zu meinem Glück.

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Ich saß jedenfalls im Flieger nach Paris, dort umsteigen nach Mexiko-City, und nach etwa 11 Stunden langweiligen Fluges – zum Glück kann ich ja gut schlafen und habe auch immer reichlich Lesestoff dabei – landeten wir in der Hauptstadt. Doch ging es weiter in den nächsten Flieger: zweimotorig mit Turboprop, und so um 19:30 war ich endlich am Ziel. Dort wartete auch schon Ismael, XE1AY, und es ging etwa 30 km durch die Dunkelheit nach Manzanillo ins Hotel. Aber vorher gab es unterwegs schon Tacos und Tequila.
Schließlich lag ich dann um Mitternacht im Bett und schlief bis zum nächsten Morgen durch. Irgendwann wachte ich dann auf und fragte mich: Was rauscht denn da ständig, haben wir Sturm und Unwetter? Und als ich dann aus dem Fenster schaute, sah ich die Wellen des Pazifik, die in der Bucht heranrollten. Der Himmel war aber grau und regenverhangen, und in den folgenden Tagen merkte ich, daß die Gegend ziemlich feucht sein konnte.

Na ja, nach einem ausgiebigen Frühstuck schaute ich mir erst den Stadtplan an, und dann machte ich mich zu Fuß auf Erkundungstour.

Den Rest des Tages sichtete ich noch meine Ausrüstung, kaufte noch das eine oder andere nach, von dem ich meinte, daß es wichtig wäre, wie z.B. Batterien, breites Klebeband, Feuerzeuggas für den Gaslötkolben, Notnahrung (Salzgebäck u.ähnl.), und sogar ein paar feste Schuhe von der preiswertesten Sorte, denn so schwere Sachen hatte ich im Flieger nicht mitschleppen wollen.

Am Samstag dann trudelte der Rest der deutschen Mannschaft von Guadalajara mit ihrem ganzen Gepäck ein. Sie waren mit einer anderen Fluglinie über Amsterdam gekommen. Unsere mexikanischen Freunde standen ebenfalls vor der Tür.

Das Wochenende verging dann mit der Beschaffung von Benzin für die Aggregate und von Trinkwasser in ausreichender Menge. Mittags kam dann per Lkw auch die gesamte Ausrüstung einschließlich der Luftfracht. Es ging gleich in die Marinabasis zur Verladung auf das Schiff, weil der Lkw wieder zurückmußte.

Und am Montag ging es dann endlich los. Auslaufen war geplant für 22:00 Uhr, aber wir sollten uns schon am Nachmittag am Kai einfinden, um noch einige Dinge zu verladen und alle Formalitäten zu erledigen. Schließlich waren wir Zivilpersonen, die mit einer militärischen Einheit auf die Reise ging. Und da muß natürlich alles seine Ordnung haben. Uns wurden auch schon die Kojen zugewiesen. Das war natürlich eine ziemlich enge Angelegenheit: drei Kojen übereinander, aber schließlich waren wir nicht mit einem Luxusdampfer mit Einzelkabinen auf dem Oberdeck unterwegs, sondern mit einem Patroullenboot der mexikanischen Marine. Jedenfalls ging alles reibungslos vonstatten, und kurz vor 23:00 Uhr hieß es dann „Leinen los!“. In Fahrtrichtung war es ziemlich dunkel, aber hinter uns konnten wir noch ziemlich lange die Lichter der Stadt sehen.

Irgendwann gab es dann auch Abendessen in der Mannschaftsmesse, wo wir uns an der Essensausgabe anstellten und dann auf einem unterteilten Edelstahltablett Essen fassen konnten. Das kam mir ja noch sehr bekannt vor, weil ich so etwas einige Jahre lang bei der Bundeswehr mitgemacht hatte. Sogar diese Tabletts erkannte ich wieder, die gab es nämlich anfangs auch bei uns. In einem großen verrußten Topf befand sich eine dunkelbraune Masse, die sich beim Probieren als zusammengekochte Bohnenpampe entpuppte, aber man gewöhnte sich daran. Sooo schlecht schmeckte sie nicht. Dazu gab es die unvermeidlichen Tortillas, die wirklich nach nichts schmecken, insbesondere, wenn sie kalt sind, aber auf die man immer ein paar Bohnen schaufeln konnte. Bohnen und Tortillas gab es morgens, mittags und abends.

Noch am Abend gab es eine Einweisung in die Sicherheitsmaßnahmen des Schiffes, nachdem an jeden von uns Rettungswesten verteilt worden waren. Insbesondere sollten wir, wie bei Mariners üblich, auf die Bootsmannspfeife hören, die mit bestimmten Signalen eine entsprechendes Verhalten der Mannschaft verursachte. Nach Beendigung dieser „Formalitäten“ gab es irgendwann mal „Pfeifen und Lunten aus“, womit „Ruhe an Bord“ gemeint war. Aber da war ich schon in die Koje oder Bock gekrochen und entschlafen. Wahrscheinlich träumte ich von Tortillas mit Bohnen.

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Früh am Morgen hieß es dann „Aufstehen!“, (aber natürlich auf Spanisch) und ich kroch aus der Koje. Nach einer Katzenwäsche ging es ab in die Messe, und was gab es außer Kaffee? Na, Tortillas mit Bohnen. Der Tag verging mit Rumsitzen, Lagebesprechung, Lesen, aufs Wasser schauen, ob sich da nicht irgendwo Delphine oder Wale oder Haie zeigten, und sich mit Anstand Langweilen. Der Kaptain bekam ein kleines Gastgeschenk in Form eines XF4DL-T-Shirts und eines Bierseidels, und am frühen Abend konnten wir das ganze Schiff besichtigen.

Dann gab - ganz wichtig - noch ein offizielles Photo für das Schiffslog. Da wurden alle Figuren ordentlich und ihrem Dienstgrad entsprechend aufgebaut.

Die Schiffsglocke verriet uns auch das Jahr der Indienststellung des Schiffes: nämlich 1943, und so sah auch die Brücke aus: alles hatte irgendwie etwas von einem Museum. Natürlich war auch moderne Technik wie GPS an Bord, aber da liefen auch noch die Sprachrohre von Brücke zu Maschinenraum entlang. Aber wie alt das Schiff auch war: es lief zuverlässig wie ein Uhrwerk.

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Irgendwann war auch wieder Schlafen angesagt. Als ich dann ganz früh morgens mich aus meiner Koje drehte und den Aufgang zum Deck raufkletterte, war es noch dunkel. Doch zeigten sich im Osten schon die ersten Anzeichen des neuen Tages. Der Blick nach vorn lieferte ein dunkles, schemenhaftes Gebilde. Weder war es eine Wolke noch ein Wal, was da an der Kimm auftauchte, sondern es war tatsächlich unsere Insel.

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Da ist sie, die Insel

Es wurde dann aber schnell heller, und die Morgensonne zauberte die schönsten Farben in allen Variationen auf die Felsen. Aber dann dauerte es doch noch mehrere Stunden, bis wir die Hafenbucht erreichten und das Anlegemanöver begann.

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Die Festmacherjungs

Die offenen Boote der Inselbesatzung brachten die Leinen des Schiffes an die Festmacherpunkte, und als die Poller dort richtig belegt waren, zog sich das Boot in die endgültige Position. Direkt anlegen war nicht möglich, so daß sämtlicher Nachschub und Ausrüstung auf die Beiboote verladen wurden und dann zum Anleger gebracht wurden. Das ging alles relativ schnell und problemlos vonstatten. Am späten Vormittag standen wir an Land...

Willkommen auf der Insel. Da standen wir nun und hatten wieder festen Boden unter unseren Füßen, und unsere Seekranken genasen auch wieder. An einigen war die Seereise nicht ganz spurlos vorübergegangen. Sie hatten die meiste Zeit in der Koje verbracht. Aber da standen wir, die Sonne knallte auf uns nieder, und wir wären gern ganz schnell irgendwo im Schatten gewesen. Aber den gab es nicht, denn es mußte noch die ganze Ausrüstung in die Basis gebracht werden. Freundlicherweise hatte uns Kommandant der Insel aber Lkws zur Verfügung gestellt, so daß wir nichts zu schleppen brauchten.

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Willkommen auf Socorro ...

Sämtliche Sachen wurde auf die Lkws verladen und zur Basis gebracht. Wir bekamen einen schöne Unterkunft und richteten uns häuslich ein. Danach wurden auch schon gleich die Plätze für die Stationen verteilt. Wichtig war, erst mal mit mindestens einer Station in die Luft zu kommen, was dann nach relativ kurzer Zeit auf 20m gelang.
Hector, XE2K, war als erster dran und legte los. Wichtiger war dann aber die erste Lagebesprechung, auf der festgelegt wurde, wer auf den anderen Standort in der alten Radarstation ging. Nachdem auch das geregelt war, packten die Jungs ihre Ausrüstung, Masten und Antennen sowie Notverpflegung, luden alles auf die Militär-Lkws und fuhren ab.

Im Basislager ging es an den Aufbau der weiteren Antennen. Zunächst kam der Spiderbeam als 5-Band-Antenne dran. Das nahm dann doch einige Zeit in Anspruch, bis die Drähte alle richtig saßen und abgeglichen werden konnte. Dann folgten die Vertikals für die langen Bänder und auch noch die HF9, die aus technischen Gründen aber leider nur in modifizierter Form aufgebaut werden konnte. Als alles stand, ging es an den Stationsaufbau. Meine RTTY-Station war schnell einsatzbereit, weil alle Teile vorhanden waren und auch alles paßte. Alles andere stellte auch keine besonderen Herausforderungen dar, und so konnten wir am selben Tage den Funkbetrieb aufnehmen. Hector hatte schon einige Hundert QSO’s im Log.

Abendessen war dann auch um 18:00 Uhr angesagt. Wir richteten uns natürlich nach den Küchenzeiten, denn wir wollten ja auch nicht unangenehm auffallen. Wie man auf dem Photo sieht, war die Messe sauber und freundlich eingerichtet, weiße Tischdecken gab es, und es lief sogar ein Fernseher. Empfang über Satellit. Die Werbung war so ähnlich wie in DL mit dem Unterschied, daß nicht soviel Dumm-Englisch verbreitet wurde. Verpflegung war gut; natürlich gab es die üblichen Tortillas und die schwarzen Bohnen, sozusagen als traditionelle Sättigungsbeilage, aber es gab natürlich auch Fleisch und Salat. Insgesamt nicht schlecht.

Strom bekamen wir in ausreichender Menge über die Inselversorgung, so daß wir 24-Stundenbetrieb machen konnten. Wer Freiwache hatte, vertrat sich die Füße bei Geländeerkundung oder vertrieb sich die Zeit mit Tätigkeiten, die auf so einer Unternehmung anfallen

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Am dritten Tag war es dann aber soweit: wir hatten schon mit Sorge die Wettermeldungen beobachtet. Da wurde zunächst eine Tropical Depression gemeldet, die sich dann aber so langsam zu einen Tropical Storm mauserte. Auf der Insel merkten wir nicht viel davon. Aber dann gab es seitens des Inselkommandanten die Anweisung, die Außenstation im Norden aus Sicherheitsgründen abzubauen und das Material wieder zur Basis zu schaffen. Das war natürlich eine wahre Hiobsbotschaft. Hatten wir uns von dort doch wirklich gute Bedingungen Richtung Europa versprochen. Aus Sicht des Kommandanten war es aber durchaus verständlich, schon frühzeitig für die Sicherheit seiner Gäste zu sorgen. Man stelle sich vor, da wäre etwas passiert.

Am dritten Tag war es dann aber soweit: wir hatten schon mit Sorge die Wettermeldungen beobachtet. Da wurde zunächst eine Tropical Depression gemeldet, die sich dann aber so langsam zu einen Tropical Storm mauserte. Auf der Insel merkten wir nicht viel davon. Aber dann gab es seitens des Inselkommandanten die Anweisung, die Außenstation im Norden aus Sicherheitsgründen abzubauen und das Material wieder zur Basis zu schaffen. Das war natürlich eine wahre Hiobsbotschaft. Hatten wir uns von dort doch wirklich gute Bedingungen Richtung Europa versprochen. Aus Sicht des Kommandanten war es aber durchaus verständlich, schon frühzeitig für die Sicherheit seiner Gäste zu sorgen. Man stelle sich vor, da wäre etwas passiert.

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Da dräute schon der Sturm

Nun, die Lkws wurden in Marsch gesetzt, um die Außenstation abzubauen, und spät am Abend kam die Mannschaft wieder zurück. Am nächsten Tag war dann auch schon viel Wind ums Haus, aber es mußte noch das Material geholt werden. Im Laufe des Vormittags war dann alles in Sicherheit. Nachmittags setzte dann auch richtig Regen ein, und dann wurde der Strom abgeschaltet. Wie wir erfuhren, war das eine Präventivmaßnahme, die immer erfolgt, wenn Hurrikane über die Insel wegziehen. Man will verhindern, daß es Schäden an der Stromversorgung gibt.

Glücklicherweise hatten wir unsere Moppel (Generatoren) dabei, die uns autark machten. So hatten wir nur relativ kurze Ausfallszeiten. Dennoch mußte intensiv gebastelt werden. Wir konnten der Küche sogar noch einen Generator für ihre Kühlung überlassen. Damit hatten wir bei den Küchenjungs einen Stein im Brett für den Rest unseres Aufenthalts. Abends nahmen wir noch den Spiderbeam vom Mast und vertäuten ihn sicher am Boden. Den Dauerverlust von 5 Bändern wollten wir nicht riskieren.

Ein paar Eindrücke:
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Ja, und dann war über Nacht Hurrikan Stufe 3 angesagt. Es war stockduster, und man konnte draußen seine Hand nicht vor Augen sehen. Aber dafür hörte man viel mehr: der Wind pfiff und tobte an allen Ecken und Kanten. Wer hier in DL den Kyrill erlebt hat, kann sich ungefähr und annähernd eine Vorstellung machen, was da auf der Insel los war. Regen, Sturm und Gewitter. Glücklicherweise besteht das Camp aus massiven Steingebäuden mit festen Dächern, und so brauchten wir nicht zu befürchten, daß uns das Dach wegflog. Unseren Generator hatten wir auch regen- und sturmsicher untergebracht, so daß zumindest wir eine einwandfreie Stromversorgung hatten.

Zuvor waren aber mittlere Bastelarbeiten vonnöten, um unsere Geräte anzuschließen. Der Inselstrom war ja abgeschaltet. Natürlich lief während des Hurrikans und 2 Tage danach alles auf Sparflamme, bis dann die Hauptgeneratoren der Insel wieder Strom lieferten. Alle Vertikalantennen waren stehengeblieben, aber der eine Beam hatte anschließend ein verbogenes Element.

Nach 2 Tagen war alles vorbei, und die Sonne strahlte wieder, als ob nichts gewesen wäre. Die See war noch ziemlich kabbelig, und ein Brecher nach dem anderen donnerte gegen die Steilküste. Aber auch das ging vorbei. Leider durften wir die Außenstation aus Sicherheitsgründen doch nicht wieder aufbauen, aber es gab dann im Camp nordwestlich von uns ein weiteres Gebäude, in dem das zweite QTH aufgebaut werden konnte. Das war aber doch nur eine Notlösung, denn die Antennen standen weiter zum Berg hin, und die Nordwestrichtung war ziemlich abgeschottet. Siehe Darstellung der QTHs. Na ja, man kann nicht immer alles optimal gestalten.

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ber es gab auch noch etwas zur Entspannung. Wir bekamen Gelegenheit, uns die Insel von außen anzuschauen.Eines der Landungsboote wurde klagemacht, und wir tuckerten los, - natürlich mit Marinebesatzung und mit Schwimmwesten angetan. Na, ins Wasser wollte sowieso niemand fallen, denn die Haie sind immer hungrig. Aber wir tuckerten ein paar Meilen in westlicher Richtung an der Küste entlang, und dann nochmal in östlicher Richtung. Das dauerte so 5 – 6 Stunden. Eine ganze Inselumfahrt hätte wohl 2 Tage gekostet. Wir hielten uns in achtbarer Entfernung von den schroffen Felsen. Es war schon beeindruckend und interessant, zu sehen,

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... und Jörg verliert auch noch seine Schuhsohlen

wie sich im Laufe der Jahrtausende die Lavaströme verteilt hatten und sich auch zukünftig wohl verteilen werden, denn der Vulkan Everman ist immer noch aktiv. Während unseres Aufenthalts machte er aber gute Miene zum (nicht bösen) Spiel und schlief. Rotes Lavagestein wechselte sich mit blauschwarzem Basalt ab, wie sich im Laufe der Jahrtausende die Lavaströme verteilt hatten und sich auch zukünftig wohl verteilen werden, denn der Vulkan Everman ist immer noch aktiv. Während unseres Aufenthalts machte er aber gute Miene zum (nicht bösen) Spiel und schlief. Rotes Lavagestein wechselte sich mit blauschwarzem Basalt ab, und die Schichtungen gingen kreuz und quer. Es gab schroffe Felsen, spitze Felsnadeln, Grotten und Bögen zu sehen, und natürlich schlugen die Brecher immer wieder dagegen. Von Badestrand keine Spur. War wohl auch besser so wegen der Haie. Am späten Nachmittag waren wir wieder an Land und konnten im Programm weitermachen.

Zum Funkbetrieb selber ist nicht zuviel schreiben. Das kennt ja jeder, und es lief alles in den gewohnten Bahnen ab wie überall auf der Welt. Zu bemerken ist aber, daß wir leider aufgrund unserer Lage Europa nicht in dem Maße bedienen konnten, wie wir es gerne gemacht hätten. Die Öffnungen auf den kurzen Bändern dauerten leider nicht sehr lange. Wenn wir die ersten europäischen Stationen hörten, dann hieß es selbstverständlich QRZ EU ONLY. Die Amerikaner waren auch so fair, das über die Öffnungszeiten zu akzeptieren (so war jedenfalls mein Eindruck). Aber trotz der
Endstufen kamen wir leider nur relativ schwach im nördlicheren Teil Europas an. Der Mittelmeerraum war natürlich wie immer im Vorteil. Insbesondere in RRTY war der Betrieb auch nicht immer einfach. Wenn es gut lief, konnte ich zwei Stationen pro Minute loggen, aber manchmal war das Geschäft sehr mühselig, und es dauerte schon mal 1-2 Minuten, bis eine Station fehlerfrei im Log war. Ich wollte die Funkfreunde auf der anderen Seite auch nicht enttäuschen, insbesondere, weil sie ja teilweise stundenlang warten mußten, bis ich sie auf dem Monitor lesen konnte. Dann lieber etwas langsamer, dafür aber richtig! Trotzdem gelang es mir, über 3.000 Rufzeichen ins Log zu schreiben (ohne Dupes).

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An einem der folgenden Tage gab es noch einen Ausflug zum schnarchenden Riesen – in den Krater des immer noch aktiven Vulkans Everman. Da ich mir schon einen kleinen Sonnenbrand geholt hatte, verzichtete ich aber darauf, an dem heißen Tag noch stundenlang durch das Gelände bergan zu stapfen und machte dafür Betrieb. Die anderen kamen dann schließlich abends müde und erschöpft und mit vielen Photos zurück. Ich hatte schon befürchtet, der Riese hätte sie verschlungen. Dietmar, DL3DXX, hatte sich beim Abstieg den Fuß vertreten und

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Im Krater des Vulkans Everman

humpelte dann am nächsten Tag mit seinem lahmen Fuß zum Sanitätsoffizier, der sich seiner annahm und ihn rührend mit Fürsorge überhäufte. Wahrscheinlich war er der einzige Patient gewesen.

Irgendwann hieß es dann aber: Abbau. Zumindest ein Teil der Gittermasten wurde schon heruntergeholt, denn es war geplant, den Hauptteil schon auf das Schiff zu laden, wenn es in Socorro Zwischenstation machte, um von dort aus weiterzufahren nach Clarion Island, was nochmals etwa 200 Meilen westwärts gelegen ist. Rafael, XE1GRR, Hector, XE2K, und Jürgen, DL8LE, sollten von Clarion aus noch für ein paar Stunden betrieb machen. Sie packten also ein, nahmen alles mit, was sie brauchten, setzten über und waren nachmittags in Richtung Clarion unterwegs. Dort kamen sie am folgenden Tag an und wurden aktiv.

Auf Socorro ging der Funkbetrieb über das Wochenende aber noch weiter, bis wir dann am Montag ebenfalls anfingen, die Antennen nach und nach abzubauen. Mit den Vertikals ging es noch relativ schnell, aber bis man beim Spiderbeam alle Drähte und Leinen schön aufgerollt hatte, damit man sie auch wieder auseinanderbekam, vergingen doch einige Stunden. Schließlich war auch das geregelt. Dann wurden die Stationen eingepackt, wobei auf zoll- und frachttechnischen Gründen alle Teile, die per Luftfracht gekommen waren, auch in denselben Kisten wieder landen mußten, wie sie gekommen waren. Sonst hätten die Listen nicht mehr gestimmt. Aber das kriegten wir auch hin, und am Schluß sah alles so ordentlich durcheinander aus wie bei der Ankunft. Die letzte Aktion war noch ein gründliches Revierreinigen (so nennt man das beim Militär), denn wir wollten in guter Erinnerung bleiben.

Unten am Kai warteten schon die Boote, die Gepäck und uns zum Schiff bringen sollten. Wir waren nicht die einzigen, die fuhren, denn ein Teil der Marinejungs wurde abgelöst und fuhr mit nach Mexiko zurück. Wir setzten über, und gegen Mittag stachen wir in See. Die Überfahrt verlief so ruhig wie die Hinfahrt. Ab und zu waren Delphine zu sehen, manchmal etwas Treibholz, und die Vögel, die uns auf dem Hinweg begleitet und die Rahen als Ruheplatz erkoren hatten, waren auch wieder da. Alle machten einen ziemlich abgeschlafften Eindruck und schienen froh zu sein, wieder nach Hause zu Muttern, Freundin oder Familie zu kommen. Im Verlauf des folgenden Tages ließen sich die Mariner die Haare stutzen und machten sich landfein. Am späten Nachmittag tauchte im Dunst die mexikanische Küste auf, und die Handys funktionierten wieder. Es dauerte aber noch bis in den Abend, bis wir am Kai in Manzanillo anlegten. Dort wurden unsere Fracht und Gepäck schnellstens ausgeladen, denn es sollte noch in derselben Nacht per Lkw alles wieder nach Guadalajara verfrachtet werden. Nun denn, es dauerte doch noch ein paar Stunden, bis dieser kam und beladen werden konnte.

Ich blieb in Manzanillo und kehrte wieder in das Hotel zurück, wo ich schon zu Beginn unserer Expedition gewesen war. Mein Flieger ging erst 2 Tage später. Am Flughafen von Mexiko City traf ich nochmal die deutschen Kollegen, die aber mit einer anderen Maschine flogen. Mein Rückflug verlief wieder langweilig; glücklicherweise hatte ich noch Lesestoff dabei, es gab keine besonderen Vorkommnisse. In Paris mußte ich leider noch ein paar Stunden Wartezeit inkaufnehmen, aber dann war ich wieder in Hannover, wo ich von meiner Frau abgeholt wurde.

Insgesamt betrachtet, war die Expedition ein Erfolg. Wir hatten unseren Spaß gehabt und hatten etwas Besonderes erlebt, denn so eine Unternehmung fällt nicht jeden Tag von den Bäumen. Wie häufig hatte man zuviel mitgeschleppt, aber man weiß ja nie genau, was einen erwartet. Vielleicht hätte man noch ein paar mehr QSO’s im Log haben können, aber mit knapp 60.000 kann man auch schon zufrieden sein. Die Bedingungen waren nicht immer optimal, insbesondere Europa nördlich der Alpen kam wohl etwas zu kurz. C’est comme ça - so ist das nun mal. Dank allen, die mitgeholfen haben, die Expedition zu ermöglichen, insbesondere in Mexiko seitens der mexikanischen Behörden, aber auch in Deutschland, wo wir von einigen OM’s und XYL mit Endstufen und Antennen versorgt wurden. Unser QSL-Manager DL9NDS hatte dann die Hauptarbeit hinterher.

Eines kann mann aber mit Fug und Recht schreiben: so ein Ziel ist nicht alltäglich.

Zum Schluß noch ein paar Impressionen von der Insel, ohne größere Kommentierung. Ein Bildergalerie ist in Vorbereitung.

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Hier funkt XE1AY, Ismael.

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Dietmar, DL3DXX, beim Abstimmen

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Funkbetrieb auf Clarion mit XE1GRR, XE2K und DL8LE

© DL1YFF
Last REvision 24.04.2007
http://www.rrdxa.eu/rrdxa/stories/xf4dl … -2006.html